Sachgemäß Kunst lagern
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Kostbare Gemälde verschönern unseren Alltag und zieren so manches stilbewusste Domizil. Sie sind leider ebenso anfällig für schädliche Umwelteinflüsse. Es ist aber dennoch keine Kunst, Gemälde angebracht zu lagern.
Gemälde aufbewahren: Allgemeine Richtlinien
So ist dabei vor allem auf konstante klimatische Verhältnisse zu achten. Schließlich reagieren insbesondere Ölfarben sehr sensibel auf wechselnde Bedingungen. Hiermit gefertigte Gemälde bedürfen mehrerer Grundierungen, Sperrschichten und Versiegelungen. Die Einzelkomponenten dehnen sich bei wechselnder Luftfeuchtigkeit und Temperatur unterschiedlich stark aus, sodass kleinste Haarrisse und eventuell sogar Blasen entstehen. Daher sind zunächst folgende Basiswerte anzupeilen, um Kunst zu lagern: Die Beleuchtungsstärke von 150 LUX/m², Temperaturen von 18-20 °C und eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 55 und 60 Prozent.
Die Küche oder das Bad eignen sich demnach weniger fürs dauerhafte Aufbewahren. Die Kellerräume und die Garage scheiden ebenfalls aus, da dort zu starke Temperaturschwankungen herrschen. Also verbleibt vielerorts der Dachboden als letzte Möglichkeit – unter der Grundvoraussetzung, dass er gut isoliert und beheizbar ist. Dann braucht es dort nur noch ein Gerät, mit dem sich Feuchtigkeitsspitzen oder Trockenperioden überbrücken lassen. Luftbefeuchter oder Luftentfeuchter wie der B 280 oder der Dehumid 9 reichen für diesen Zweck vollkommen aus.
Als Alternative dazu sind zertifizierte Kunstlager ins Auge zu fassen. Sie bieten Privatpersonen mit begrenzten räumlichen Optionen dieselben Bedingungen wie im Museum, verlangen dafür aber auch entsprechende Mietzahlungen. Dies wissen wahre Kunstkenner jedoch zu schätzen.
Leitfaden für die Luftfeuchtigkeit im Museum
Schließlich müssen dort nicht nur Gemälde, sondern verschiedene Werke der modernen Kunst dauerhaft konserviert werden. Das betrifft wertvolle Fotografien, Skulpturen aus Stein oder Keramik, Gegenstände aus Metall, Kunststoff und natürlich Holz. Die Bandbreite der Luftfeuchtigkeit muss im Museum demzufolge höher sein als im heimischen Atelier. Die DIN EN 15757 (Vorschrift zur „Erhaltung des kulturellen Erbes“) sagt dazu folgendes: Ölgemälde und deren Holzrahmen benötigen wie alle Werke der organisch basierten Kunst einen mittleren Bereich der Luftfeuchtigkeit, um ungefährdet zu lagern. Schon geringfügige Änderungen können Verformungen und Risse hervorrufen.
Dies ist einer der Gründe dafür, dass besonders wertvolle Artefakte nur selten in den Ausstellungsräumen der Museen zu bewundern sind. Das konservatorische Optimum (21 bis 24 °C und 50 bis 60% Raumluftfeuchte) ist im Wechsel der Jahres- und Öffnungszeiten schließlich nicht ganz einfach zu gewährleisten. Hierfür kommen nur besonders leistungsstarke und technisch versierte Entfeuchtungssysteme infrage.
Der zweite Grund ist praktischer Natur. So sind besonders wertvolle Stücke natürlich im Visier hochspezialisierter Langfinger und unflätiger Kulturbanausen. Dies lässt sich am Leidensweg der Mona Lisa nachvollziehen, die 1911 von einem italienischen Handwerker entwendet und 1956 gleich zweimal Gegenstand von Vandalismus wurde. Sie wird seitdem – wenn überhaupt – ausschließlich hinter Panzerglas ausgestellt. Für gewöhnlich lässt sich im Museum nämlich nur eine Kopie bewundern. Da Vincis Meisterwerk und weitere unersetzliche Kunst lagern dagegen sicher in den Tresorräumen des Louvre.
Das Lagern der privaten Kunstsammlung
Diese Option ist im heimischen Umfeld sicher auch nicht verkehrt. Doch wozu sollte man wertvolle Kunst lediglich lagern, wenn man sie auch wirkungsvoll präsentieren kann? Dazu bedarf es zunächst dem geeigneten Ort. Hierfür bietet sich der Sims über dem (inaktiven) Kamin als klassische Lösung an. Stillleben und Porträts lassen sich aber auch im Foyer oder im Flur effektvoll aufbewahren. Raumgreifende Landschaftsbilder sind wiederum im Schlafzimmer oder der Bibliothek besser aufgehoben. Dabei gilt es darauf zu achten, dass das Gemälde fern von Feuchtigkeits- und Wärmequellen platziert wird. Darüber hinaus ist die Beleuchtung der Kunst von entscheidender Bedeutung. So regt direktes Sonnenlicht photochemische Prozesse in der Malschicht an, die das Bild zunehmend ausbleichen lassen.
Abgesehen davon muss der Feuchtigkeitslevel im Raum im Auge behalten werden. Wer Gemälde so aufbewahren möchte, muss nun aber nicht dieselben Standards erfüllen, die im Museum gelten. Ein einfacher Luftentfeuchter mit dem Leistungsvolumen von 200 – 300 m³ pro Stunde reicht in diesem Falle aus. Der Dehumid 9H bietet sich hierfür geradezu an, da er über eine eingebaute Heizung verfügt, sodass zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Als Alternative können auch kleine Luftbefeuchter verwendet werden, um Kunst angebracht zu lagern. Dabei ist zwingend darauf zu achten, dass sie mithilfe des Verdunstungsprinzips operieren, damit der Feuchtigkeitslevel möglichst schonend korrigiert wird.
Gewusst wie – exklusive Gemälde aufbewahren
Die wichtigsten Aspekte zum Thema Kunst lagern sind hiermit abgehakt. Nun sind die Details an der Reihe, was zunächst die Frage nach der Verglasung der Kunstsammlung betrifft. Sie ist ein beliebtes Stilmittel, um Bilder von schädlichen Umwelteinflüssen abzuschirmen. Dies bezieht sich vor allem auf Staubpartikel, aber natürlich auch auf die heutzutage üblichen UV-Filter. Verglaste Kunst ist aus ästhetischen Gesichtspunkten jedoch nicht völlig unproblematisch, weil sie dadurch unnahbar wirkt. Kunstkenner bevorzugen daher exklusive Hängevitrinen, um Gemälde zu lagern. Bei alledem gilt es bedenken, dass sich in luftdichten Verglasungen Kondenswasser ansammeln kann, was letztlich ein Binnenklima inklusive Treibhauseffekt im Gehäuse provoziert. Von diesem Punkt abgesehen sind beim Kunst lagern folgende Dinge zu berücksichtigen:
- Die Wände sind in der Regel immer etwas kühler und feuchter als die Mitte des Raumes. Wenn ein Kunstwerk direkt dort aufliegt, bildet sich ein dauerhafter Luftzug zwischen den Klimazonen, der Materialbewegung im Rahmen und im schlimmsten Fall Risse in den Gemälden hervorruft. Dies lässt sich umgehen, indem man an deren Rückseite Abstandhalter (z.B. Korken oder Karton) anbringt.
- Direktes Sonnenlicht strahlt mit 10.000 bis 100.000 LUX. Die empfohlene Beleuchtungsstärke für Kunstwerke liegt bei 150 LUX, weshalb sie grundsätzlich im Schatten hängen müssen. Selbst künstliches Licht ist zuweilen aber stark genug, um die Werkstoffe zu schädigen. Das Anbringen von Gemäldeleuchten oder Spotlights ist demnach nicht empfehlenswert, zumal sich dem Kunstwerk bei wechselnden Lichtverhältnissen durchaus neue Aspekte abgewinnen lassen.
- Durch Haarrisse im Rahmen kann sich ein sogenannter Kaminzug bilden, der Staubpartikel ins Gehäuse transportiert. An jenen Stellen formen sich wahre Staubkanäle, die sich als vertikale Linien auf den Gemälden abzeichnen. Sie sind keinesfalls mithilfe von Staubtüchern zu entfernen, sondern sollten mit einem weichen Dachshaarpinsel sehr vorsichtig abgekehrt werden. Darüber hinaus sind Oberflächenverschmutzungen sind grundsätzlich von ausgebildeten Fachkräften reinigen zu lassen.
Das kulturelle Erbe der Menschheit
„Kunst ist kein Spiegel der Gesellschaft, sondern das Werkzeug, mit dem sie geformt wird.“ Das oft bemühte Brecht-Zitat verdeutlicht, welche Werte Kunstsammler zu bewahren pflegen und lässt sich an konkreten Beispielen nachvollziehen. So entstammen Da Vincis Vision des letzten Abendmahls und die „Geburt der Venus“ derselben Epoche. Während Erstgenanntes den Gipfelpunkt christlicher Kunst repräsentiert, fängt Botticellis Meisterwerk die Strömungen der aufkommenden Renaissance perfekt ein: Die Darstellung der Venus ist eine Hommage an heidnische Götter und die humanistische Tradition der Antike. Ob zeitgenössische Kunstwerke eines Tages dieselbe Wertschätzung genießen werden, ist ungewiss. Sie sind jedoch ohne Frage eine der wichtigsten Errungenschaften der Menschheit und verleihen ihren Erschaffern einen Hauch von Unsterblichkeit. Damit ist es unser aller Auftrag, sie für die Nachwelt zu bewahren.