Haushalts-Tutorial: Schimmelbildung vermeiden

Der alljährliche Frühjahrsputz wird vielerorts mit gemischten Gefühlen angegangen. So finden sich hierbei zuweilen längst verloren geglaubte Erinnerungsstücke wieder. Viel häufiger werden jedoch unliebsame Entdeckungen wie ausufernder Schimmelbefall registriert. Dabei genügt es, ein paar einfache Grundregeln zu beachten, um das Szenario für immer abzuwenden.

Richtig Lüften und Schimmelbildung vermeiden

Zunächst bleibt aber festzuhalten, dass Schimmelbildung in der Wohnung nicht auf unhygienische Zustände zurückzuführen ist. Der Parasit ist vielmehr unser ständiger Begleiter: In einem Kubikmeter Atemluft finden sich bis zu 2.000 lebensfähige Sporen. Unter den geeigneten Umweltbedingungen (ab 10 °C und 55% Luftfeuchtigkeit) fassen sie auf fast jedem Untergrund Fuß. Und diese sind in unseren Wohnstuben ganzjährig vorhanden. Die Schimmelbildung ist hier quasi schon vorprogrammiert.

Wie sollte man nun also vorgehen, um Schimmelbildung zu vermeiden? Der erste Schritt betrifft die Raumtemperatur: Kühle Luft kann nicht viel Feuchtigkeit aufnehmen. So steigt die Luftfeuchtigkeit überproportional an und kondensiert an den Wänden. In den Wintermonaten sind kalte Räume daher besonders anfällig für Schimmelbildung. Aus diesem Grunde sind alle Zimmer konstant auf mindestens 18 °C aufzuheizen.

Heizungsthemostat - Temperatur erhöhen, um Schimmelbildung zu vermeiden
© Ingo Bartussek – stock.adobe.com

In der restlichen Zeit des Jahres wird es nicht ganz so einfach gelingen, erhöhte Luftfeuchtigkeit und damit einhergehende Schimmelbildung zu vermeiden. So ist die Umgebungsluft insbesondere im Sommer bereits in hohem Maße gesättigt. Steter Luftaustausch ist nun vonnöten, um Schimmelbildung zu vermeiden. Bei höheren Windgeschwindigkeiten lässt sich dies durch gekippte Fenster realisieren. Ansonsten ist die Wohnung mindestens dreimal täglich gründlich stoß zu lüften. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass der Bedarf an Frischluft durch jede weitere Feuchtigkeitsquelle erhöht wird. Das betrifft u.a. das Wäschetrocknen in der Wohnung, Kochen und Duschen. Darüber hinaus müssen Textilien, die Schimmelbildung begünstigen, regelmäßig auf Befall überprüft werden. Hierzu zählen etwa Putzlappen, die sich in der Mikrowelle innerhalb weniger Minuten desinfizieren lassen. In Kopfkissen bleibt wuchernder Schimmel meist lange Zeit unentdeckt, sodass sie mindestens zweimal jährlich im Kochwaschgang zu reinigen sind.

Frau öffnet Fenster zum Lüften - um Schimmelbildung zu vermeiden
© Andrey Popov – stock.adobe.com

Elektrische Lösungen

Wer diese Maßnahmen beherzigt, verbannt bereits 95% aller Ursachen für Schimmelbefall in der Wohnung. Das stimmt zwar zuversichtlich, wirkt aber auch recht zeitintensiv. Automatische Lüftungsanlagen bieten eine bequeme Alternative: Das zentrale Steuerungsmodul empfängt Sensordaten zur Temperatur, Luftfeuchtigkeit und -qualität aus jedem Zimmer und schaltet die Ventilatoren bei Bedarf zu. Integrierte Wärmetauscher verhindern, dass die Wohnung zu stark auskühlt. Auch das Bundesumweltamt empfiehlt diese Installation als ideale Methode, um Schimmelbefall zu vermeiden. Der Haken an der Sache findet sich im Kleingedruckten: Selbst in vorgefilterten Anlagen sammeln sich sämtliche Schadstoffe (Staub, Allergene, Fett etc.) an, die in unserer Raumluft gebunden sind. Auf Dauer bilden sich hierdurch Bakterienherde, die die schädliche Wirkung von Schimmelpilzen weit in den Schatten stellen. Abhängig von der durchschnittlichen Betriebsdauer müssen die Anlagen daher bis zu viermal pro Jahr von Fachpersonal gereinigt werden.

Mann prüft Klimaanlage
© auremar – stock.adobe.com

Wem derartige Installationen zu kostenintensiv erscheinen, wird sich vielleicht mit professionellen, mobilen Luftentfeuchtern anfreunden können. Es handelt sich hierbei gewissermaßen um den kleinen Bruder zentraler Lüftungsanlagen. So werden dort ebenfalls sensorgestützte Ventilatoren zur Verbesserung der Luftqualität eingesetzt. Es findet allerdings kein Luftaustausch statt. Der Luftentfeuchter wälzt stattdessen die Raumluft um und filtert dabei überschüssige Feuchtigkeit heraus, um Schimmelbildung zu vermeiden. Hierfür werden in der Regel natürliche Prozesse genutzt, die durch den produzierten Luftstrom um ein Vielfaches verstärkt werden. Ein entscheidender Vorteil der Technik besteht darin, dass sie räumlich unabhängig ist. Die Geräte sind kaum größer als handelsübliche Ventilatoren und können somit in jedem Raum der Wohnung wirken –  immer dort, wo sie gerade am dringendsten benötigt werden.

Luftentfeuchter Dehumid 9 hilft Schimmelbildung vermeiden

Schimmel bekämpfen und entfernen

Als Zwischenfazit lässt sich bis hierhin also schon einmal festhalten, dass gleich mehrere wirksame Methoden zur Auswahl stehen, um Schimmelbildung zu vermeiden. Da ist für jede wohnliche Situation und jeden Geldbeutel etwas dabei. Nun sind vorbeugende Techniken selbstredend nutzlos, wenn sich die Pilze bereits in der Wohnung ausgebreitet haben. Da gilt es, keine Zeit zu verlieren und den Schimmel zu bekämpfen, bevor er schwerwiegende Schäden an der Bausubstanz oder der Gesundheit der Bewohner verursacht. Hierbei ist zunächst wieder auf die Zufuhr von reichlich Frischluft zu achten, um die Sporenbelastung in der Wohnung möglichst gering zu halten. Sind gleich mehrere Stellen im Raum von Schimmelbildung betroffen, ist der zusätzliche Einsatz eines elektrischen Luftreinigers zu empfehlen. Bei der Handhabung ätzender Chemikalien steht darüber hinaus der persönliche Schutz auf der Agenda: Haushaltshandschuhe und Atemmaske sind das absolute Minimum.

Atemschutzmaske
© dontree – stock.adobe.com

Welche Produkte helfen wirklich bei der Schimmelbeseitigung?

Damit ist nun der Weg bereitet, um den Schimmel zu bekämpfen. Jetzt gilt es, unter Hausmitteln und Chemiekeulen das richtige Gegengift auszuwählen. Nicht alle von ihnen sind uneingeschränkt zu empfehlen:

Reinigungsalkohol/Brennspiritus: Eine sehr wirksame Hilfe bei Schimmel, der auf ebenen Flächen (Wände, Schränke etc.) wuchert. Der hochprozentige Alkohol ist wassertreibend und trocknet den Pilz schnell aus. Verdünnen Sie ihn dafür im Verhältnis 3 zu 1 mit Wasser und pinseln ihn auf die betroffenen Flächen. Nach 30 Minuten sollte der Pilz abgestorben und leicht abzukratzen sein. Bei hartnäckigem Bewuchs ist der Vorgang unter Umständen mehrfach zu wiederholen.

Wasserstoffperoxid: Es wirkt bleichend, oxidierend und desinfizierend. Eine dreiprozentige Lösung ist für die Schimmelbeseitigung völlig ausreichend. Die Anwendung erfolgt ebenso wie bei Alkohol. Der Stoff weist allerdings zwei Nachteile auf: Er wirkt reizend auf ungeschützten Hautstellen und darf nicht auf Metallflächen angewendet werden.

Essig: Hiervon ist grundsätzlich abzuraten. Viele der heutigen Baustoffe sind kalkhaltig und neutralisieren die sauren Bestandteile des Hausmittels. Die Anwendung von Essig kann erneute Schimmelbildung sogar begünstigen, weil dem Pilz hierdurch neue Nährstoffe zugeführt werden.

Natriumhypochlorit: Ein chemischer Reiniger auf Chlorbasis mit hoher Wirkkraft, der als flüssige Lösung und in Sprayform erhältlich ist. Gesundheitlich angeschlagene Personen sollten dieses Mittel meiden, weil es die Atemwege reizt.

Fungizide (z.B. Benzalkoniumchlorid): Bei den meisten dieser Mittel handelt es sich um Ammoniumverbindungen (salzhaltige Minerale). Sie sind die wirksamste Methode, um Schimmelbildung dauerhaft zu unterbinden. Bei ihrer Anwendung lässt sich der gleichzeitige Einsatz eines elektrischen Luftreinigers jedoch kaum vermeiden. So dünsten Fungizide ihre Wirkstoffe noch über Wochen in die Raumluft aus.

Luftentfeuchter Dehumid HP 50

Ultima Ratio: Professionelle Hilfe bei Schimmel

Die Schimmelbeseitigung kann man auch ohne tiefgreifende Kenntnis der Materie selbst übernehmen, wenn die befallene Fläche weniger als einen halben Quadratmeter misst. Was darüber hinaus geht, erfordert aufwendige Sanierungsarbeiten. So ist der Pilz dann mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits in die Bausubstanz eingedrungen. In diesem Falle ist es ratsam, zertifizierte Reinigungsunternehmen zu beauftragen. Die professionelle Hilfe bei Schimmel ist nicht günstig (etwa 1.500 Euro) und mitunter sehr zeitaufwendig (sie kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen). Dafür ist sie aber gründlich und dauerhaft wirksam: Während der eingehenden Sichtprüfung wird die Ursache ermittelt und die Schimmelart analysiert. Nach der oberflächlichen chemischen Reinigung folgt die Prüfung der Bausubstanz. Zum Abschluss greifen Maßnahmen, um die erneute Schimmelbildung zu vermeiden. Dafür kommen sogenannte „Anti-Schimmel-Farben“ zum Einsatz, die einen sehr hohen PH-Wert aufweisen. Als zusätzlicher Schutz werden zumeist noch Biozide (Pflanzengifte) auf die Wand gesprüht.

professioneller Schimmelbeseitiger
© Karin & Uwe Annas – stock.adobe.com